Europäischer Naturfotograf des Jahres 2020


Gesamtsieg geht an Jasper Doest

von: Gesellschaft für Naturfotografie (GDT)
Der von der GDT ausgetragene Wettbewerb fand im Jahr Eins der Corona-Pandemie unter deutlich veränderten Bedingungen statt: Nach der bedauerlichen Absage des Festivals in Lünen entschieden sich die Organisatoren für eine Online-Preisverleihung, bei der Moderator Florian Möllers in der freien Natur durch die einzelnen Wettbewerbskategorien führte …

 Zudem erzählen einzelne Fotografinnen und Fotografen ausführlich wie ihre Bilder entstanden, was insgesamt zu einer sehr informativen und unterhaltsamen Angelegenheit vor dem heimischen Wiedergabegerät wurde. Und schon im Vorfeld war klar, dass der »ENJ 2020« anders sein würde. Die internationale Jury bestehend aus Angel Fitor (ES), Orsolya Haarberg (HU), Staffan Widstrand (SE), Keith Wilson (GB) und Joan de la Malla (ES) traf sich ausschließlich per Videokonferenz und diskutierte nach einer mehrwöchigen Vorauswahl der insgesamt 19.000 Bilder von Fotografen aus 38 Ländern vor den heimischen Bildschirmen über die Kategoriesieger, die zweiten Plätze, die »lobenden Erwähnungen« und natürlich den Gesamtsieger. Der heißt in diesem Jahr Jasper Doest, stammt aus den Niederlanden und gilt vielen als einer der besten visuellen Geschichtenerzähler im thematischen Spannungsfeld von Mensch und Natur. Sein Bild »Des Affen Maske«, das zwei Japanmakaken auf der Bühne in einer Taverne nahe Tokio zeigt, ist laut Kommentar der Jury »eine Ikone unserer Zeit«. Weiter heißt es in der Begründung: »Vor der Kulisse eines Waldes setzt ein verkleideter Affe seine Maske ab. Wenn die Maske fällt, stürzt plötzlich die Mauer aus Arroganz ein, die wir über Jahrhunderte hinweg zwischen der Natur und uns errichtet haben. Noch nie zuvor hat ein Tierporträt uns selbst so gut gespiegelt: 
Hinter unserer menschlichen Maske steckt ein nackter Affe.«

Gesamtsieger 2020: Jasper Doest (NL)

Der niederländische Fotograf entwirft visuelle Geschichten, die die Beziehung zwischen Mensch und Natur beleuchten. Überzeugt davon, dass Fotografie die Kraft besitzt, Veränderungen zu initiieren, ist Doest langjähriges Mitglied der International League of Conservation Photo­graphers (ILCP) und Botschafter des World Wildlife Fund. Darüber hinaus ist er als Fotograf für das Magazin National Geographic tätig, und seine Bilder wurden in zahlreichen renommierten Wettbewerben ausgezeichnet. | www.jasperdoest.com

Über das Siegerbild

Im heutigen Japan hat sich der Japanmakak, auch Schneeaffe genannt, von einem verehrten religiösen Symbol zu einem säkularen Prügelknaben, einem verunstalteten Ausgestoßenen und zum Ziel des Spottes entwickelt – er ist nicht länger heilig. In Utsonomiyas Kayabuki-Taverne nimmt der Japanmakak Fuku-chan während seiner Aufführung mit Yume-chan, dem ältesten Affen des Tavernen-Besitzers, seine Maske aus Pappmaché ab. Nach dem Abendessen können die Gäste der Taverne den Makaken dabei zuschauen, wie sie auf einer behelfsmäßigen Bühne mit Hilfe verschiedener Requisiten Kunststücke vorführen. Das erinnert mich an ein japanisches Gedicht aus dem 17. Jahrhundert von Matsuo Bashō: »Jahr um Jahr / trägt der Affe / eine Affenmaske«, das sich auf einen Affen bezieht, der immer wieder die gleichen Kunststücke vorführt, oder auf einen Menschen, der in seinem Leben immer die gleichen Fehler macht. Werden wir jemals etwas aus unseren Fehlern lernen?

Gesellschaft für Naturfotografie (GDT)
Sämtliche Siegerbilder finden Sie auf der Homepage der GDT