Auch die Sony World Photography Awards, einer der größten Fotowettbewerbe weltweit, wurden von der Corona-Krise kalt erwischt. Nachdem im Februar noch die Gewinner der National Awards wie gewohnt bekanntgegeben wurden, sollten eigentlich Mitte April in einer feierlichen Zeremonie in London die Gewinner der Profi-Kategorien sowie der Gesamtsieger geehrt werden …Daraus wurde aus bekannten Gründen nichts und so mussten sich die Macher des Wettbewerbs, die World Photography Organisation, mit einer reinen Online-Bekanntgabe Anfang Juni begnügen. Auch die übliche Ausstellung der Siegerbilder im Londoner Somerset House findet nicht statt – Großbritannien ist bekanntlich das derzeit am stärksten von der Pandemie betroffene Land in Europa.
Trotz all dieser Einschränkungen können sich die Ergebnisse der Sony Awards wieder einmal sehen lassen – auch im Rahmen eines Print-Magazins oder online. Der »Photographer of the Year« ist in diesem Jahr Pablo Albarengo aus Uruguay. Seine Serie »Seeds of Resistance«, die der Profi-Kategorie »Kreativ« zugeordnet ist, verbindet Bilder von Landschaften und Regionen am Amazonas, die durch den Bergbau und die Agrarindustrie gefährdet sind, mit Porträts der Aktivisten, die für deren Erhaltung kämpfen. In seiner Online-Dankesrede freute sich Albarenga einerseits darüber, dass durch die Auszeichnung die Aktivitäten der gezeigten Menschen geehrt würden, andererseits darüber, dass der Preis nach Lateinamerika geht, ein Kontinent, »dessen Geschichte in der Vergangenheit meist aus der Sicht von Ausländern erzählt wurde«.
Die Profi-Kategorie Natural World & Wildlife konnte der Südafrikaner Brent Stirton für sich entscheiden. Seine Serie »Pangolins in Crisis« beschäftigt sich mit dem Handel von Schuppentieren – vorrangig für den asiatischen Markt, wo die Schuppen der bedrohten Tiere in der traditionellen chinesischen Medizin zum Einsatz kommen und das Fleisch als Delikatesse gilt –, aber auch mit denjenigen Menschen, die sich für den Schutz der Tiere einsetzen.
Der zweite Platz der Natur-Kategorie geht an Masahiro Hiroike aus Japan. Dieser spürte in den Bergen von Tottori in Japan das Phänomen der Glühwürmchen auf und fotografierte die Tiere mit Belichtungszeiten zwischen 13 Sekunden und 10 Minuten. So entstanden beeindruckende Bilder mit einer surrealen Anmutung.
In der Kategorie Landscape kann sich Ronny Behnert nach vielen Jahren der erfolglosen Teilnahme am Wettbewerb über einen Sieg freuen. Der Berliner fotografierte in Japan Schreine und sogenannte Torii, traditionelle Eingangstore, die sich etwa an Shinto-Bauwerken
oder buddhistischen Tempeln finden. Diese religiösen Symbole lassen sich in Japan an den undenkbarsten Orten finden – beispielsweise inmitten des Pazifiks, auf den höchsten Bergen oder in den tiefsten Wäldern. Ronny Behnert fotografierte diese Motive mit der für ihn typischen Langzeitbelichtung, um sämtliche störenden Elemente wie z.B. fließendes Wasser, zu eliminieren. »Je länger die Belichtung, desto klarer das Bild«,
sagt der Fotograf.
Wie immer lohnt sich ein näherer Blick auf die vielen im Rahmen der Sony Awards ausgezeichneten Bilder – sowohl im Profi-, als auch im offenen und im Studentenwettbewerb. Momentan leider nur online, demnächst hoffentlich auch wieder in einer Ausstellung. Der Sonderpreis Outstanding Contribution to Photography geht in diesem Jahr an den deutschen Verleger und Buchdrucker Gerhard Steidl.
Patrick Brakowsky