Die Vogelbilder des Jahres


Fotowettbewerb der Schweizerischen Vogelwarte

von: Schweizerische Vogelwarte Sempach
Seit zehn Jahren bereits gibt es den von der Schweizerischen Vogelwarte ausgetragenen Wettbewerb, der sich ganz der Faszination und Schönheit der einheimischen Vogelwelt und ihrem Schutz widmet – und er wird von Jahr zu Jahr beliebter. In diesem Jahr konnte sich der junge Fotograf Mateusz Piesiak mit seinem beeindruckenden Fotos eines Silberreihers inmitten eines turbulenten Möwenschwarms durchsetzen.

Mit rund 9.800 eingereichten Bildern wurde 2022 ein neuer Rekord aufgestellt. Die Jury bestand in diesem Jahr aus Marcel Burkhardt (Projektleiter der Schweizerischen Vogelwarte), Danièle Revaz Bay (Vorstandsmitglied der Association suisse des photographes et cinéastes naturalistes), Christine Sersch (Vorstandsmitglied der Naturfotografen Schweiz), Mel Weber (Naturfotografin) und Martin Wieser (Segment Development Manager der Canon (Schweiz) AG).

Das Siegerbild begeisterte die Jurorinnen und Juroren u. a. wegen der mehreren Ebenen von Schärfe und künstlerischer Unschärfe, was äußerst schwierig umzusetzen ist. Mateusz Piesiak selbst zu seinem Foto: »Jeden Herbst erscheinen Tausende Vögel im Barycz-Tal in Polen, um Fisch zu fressen und Energie für den Winter zu sammeln. Silberreiher und Schwärme von Lachmöwen bieten eine gute Gelegenheit, interessante Fotos zu machen. Ich habe die Belichtungszeit verlängert, um den Kontrast zwischen dem Lärm der fliegenden Möwen und der Ruhe eines einsamen Reihers zu zeigen.«

Das Bild der Kraniche von Agnieszka Florczyk, das sich in der Kategorie »Allgemein« durchsetzen konnte, wurde vom Jurymitglied Mel Weber so beschrieben: »Es ist wie ein Wimmelbild! Je länger man das Bild betrachtet, desto mehr neue Elemente entdeckt man darin. Eine ungewöhnliche Perspektive auf einen alltäglichen Vogel bietet das Foto eines Höckerschwans von Nicolas Stettler, das in der Kategorie »Allgemein« den zweiten Platz erreichte. Der Fotograf sagt zu seinem Bild: »Höckerschwäne sind in der Regel recht zutraulich. Gegenüber dem Unterwassergehäuse waren sie allerdings zu Beginn sehr misstrauisch. Nach unzähligen Morgen gewöhnten sie sich aber daran. Da das Wasser eiskalt war, konnte ich die Kamera nur mit meinen klammen Händen ins Wasser halten und konnte nicht durch den Sucher der Kamera blicken. Dass die Sonne genau im richtigen Winkel auf die Kamera traf, war ein glücklicher Zufall.«

Eine ebenfalls ungewöhnliche Perspektive auf eine Vogelart, die bereits viel fotografiert wurde, liefert der Franzose Jonathan Lhoir mit seiner malerischen Interpretation von Rosaflamingos in der Camargue in der Kategorie »Emotionen«. »Mithilfe einer langen Verschlusszeit sowie einer absichtlichen Bewegung der Kamera habe ich diese recht banale Szene in etwas Untypisches verwandelt.« Der 18-jährige Levi Fitze veranschaulicht mit seinem Foto der Alpenstrandläufer auf der Insel Helgoland eindrucksvoll die harschen Wetterbedingungen, denen die Vögel ausgesetzt waren und sicherte sich damit den dritten Platz in der Kategorie »Emotionen«. »Als der Wind stärker wurde und der Sand leicht über den Boden fegte, versuchte ich sie vor einem dunklen Hintergrund zu positionieren. Die Limikolen hatten offensichtlich mit dem Sand zu kämpfen und blieben immer wieder kurz mit geschlossenen Augen stehen.«

Jeder, der einmal versucht hat, Rauchschwalben im Flug zu fotografieren, versteht, was für eine Herausforderung es ist, die flinken kleinen Vögel mit solch einer Präzision dicht über der Wasseroberfläche abzulichten, wie es Adrian Schmid getan hat. Für sein Bild erhielt er den ersten Platz in der Kategorie »Aktion«. »In einem Maisfeld hatte sich durch den Starkregen im Sommer 2021 ein kleiner See gebildet. Mehl- und Rauchschwalben nutzten das überschwemmte Gebiet zur Nahrungssuche, zum Trinken und zum Baden. Mit Stiefeln und einem Campingstuhl saß ich im Wasser und machte Tausende Bilder. Der Mais im Hintergrund sorgte für das grüne Wasser. Dieses Bild gefällt mir besonders, weil es schön symmetrisch ist.« In derselben Kategorie überzeugte John Mihopulos mit seiner beeindruckenden Aufnahme des Rüttelflugs eines Turmfalken: »Im Auto sitzend, das ich öfters als Versteck benutze, ist dieser Turmfalke im Jagdrausch direkt über meinen Kopf geflogen. Während des Rüttelflugs bleibt die Position des Vogels in Bezug zum Boden unverändert. Die schlagenden Flügel des Turmfalken kommen bei einer niedrigen Verschlusszeit besser zur Geltung.«

Dass es den Jurorinnen und Juroren wichtig ist, nicht nur die Schönheit und Anmut der Vogelwelt zu zeigen, sondern auch deren Gefährdung und die Respektlosigkeit durch bzw. seitens den Menschen, wird durch die Wahl von Volker Sanders Bild eines toten Basstölpels in der Kategorie »Vogel und Mensch« deutlich: »Bei einem Spaziergang am Nordstrand von Helgoland fanden wir diesen toten Basstölpel, den irgendjemand in dem Müllcontainer entsorgt hatte. Ich habe dieses Bild eingereicht, weil es ein sehr eindrucksvolles Beispiel für den Umgang der Menschen mit der Natur ist. Tiere werden wie Sachen behandelt – auch nach ihrem Tod.«

Die besten Fotos der Endauswahl werden in einem Fotoband veröffentlicht, der ab sofort über www.vogelwarte.ch/shop erhältlich ist. 
Auch im nächsten Jahr wird die Vogelwarte in Sempach wieder einen Wettbewerb ausrichten – und zwar im Mai 2023. 

Schweizerische Vogelwarte Sempach
Sämtliche ausgezeichneten Bildern sowie weitere Infos zum Wettbewerb und zur Vogelwarte finden Sie unter www.vogelwarte.ch