Das Bild entstand in einem Naturschuzgebiet in der Nähe des Ortes Marken in Nordholland. Ich saß in einer festen Ansitzhütte und wollte abends und am nächsten Morgen Vögel fotografieren. In dem Gebiet brüten Kiebitz, Uferschnepfe und Rotschenkel auf den umliegenden Wiesen und suchen ihre Nahrung in einem nahen Gewässer. Das Gebiet zählt zu den wichtigsten Wiesenvogel-Brutgebieten in den Niederlanden und wird auch entsprechend extensiv bewirtschaftet.
Neben Limikolen suchen auch regelmäßig Entenvögel nach Nahrung im Flachwasser. Auf dem Weg zum Wasser mussten die Enten und Gänse, wenn sie flugunfähige Junge hatten, das Brutrevier eines Kiebitzpaares durchqueren. Kiebitze reagieren besonders zur Zeit der Jungenaufzucht äußerst aggressiv auf Eindringlinge in das eigene Revier. Hierbei werden deutlich größere Tiere angegriffen, im Extremfall auch Katzen oder sogar Füchse.
Nach einer sehr kalten Nacht in der Hütte Ende April wurde ich von den Rufen der Kiebitze geweckt. Durch eine kleine Luke konnte ich eine Graugansfamilie mit ihren zwölf Küken auf dem Weg zum Wasser beobachten, die ständig von einem Kiebitz attackiert wurden. Leider zeigte die Kamera bei ISO 3.200 und offener Blende nur eine Belichtungszeit 1/20 sec an: unmöglich, eine scharfe Aufnahme zu machen, aber dennoch eine tolle Beobachtung. Nachdem die Graugänse am Teich angekommen waren, begannen sie mit der Nahrungssuche. Aber vielleicht hatte ich ja noch eine zweite Chance? Sie mussten ja nochmal zurück! Kurz nach Sonnenaufgang taten sie mir dann auch den Gefallen und die Szene wiederholte sich. Diesmal bei gutem Fotolicht!