Wilde Landschaften in vielfältigen Grüntönen unter dramatischem Wolkenhimmel, steil abfallende Klippen, verträumte Seen, eine abwechslungsreiche, nicht immer friedliche Geschichte, uralte, herzerweichende Legenden, mittelalterliche Städte … Irland hat viel zu bieten und Touristen aus aller Welt suchen hier wilde, unverfälschte Natur. Ein Besuch der „Grünen Insel“ stellt uns vor die Qual der Wahl – wir müssen schweren Herzens eine Auswahl treffen bei dem, was wir entdecken und bestaunen wollen.
Ein wenig Geografie
Vor der Westküste Großbritanniens gelegen ist Irland ein Teil Westeuropas und seit 1973 Mitglied der Europäischen Union. Die irische Insel insgesamt hat eine Fläche von knapp 85.000 Quadratkilometern, wovon etwa 70.000 auf die Republik Irland und knapp 15.000 auf das zu Großbritannien gehörende Nordirland entfallen. Die Republik Irland wird von etwa 4,8 Millionen Menschen bewohnt. Ein Drittel davon lebt in der Hauptstadt Dublin und so ist das Land außerhalb der größeren Städte nur dünn besiedelt. Das deutlich kleinere Nordirland hat etwa 1,85 Millionen Einwohner und weist damit eine deutlich höhere Bevölkerungsdichte auf. Viel Platz für Natur bleibt gleichwohl überall auf der Insel. Daneben tragen aber auch die zahlreichen Zeugnisse einer weit zurückreichenden Geschichte, die sich im Land finden lassen, zur Attraktivität Irlands bei. Nimmt man dann noch die herzliche Gastfreundschaft der Iren hinzu, ergibt sich ein in jeder Hinsicht lohnendes Reiseziel.
Klima
Weite Ebenen, sanfte Hügel und Bergzüge, die immerhin gut 1.000 Meter Höhe erreichen, sorgen für reichlich Abwechslung in der Landschaft. Der Nordatlantikstrom ist dafür verantwortlich, dass es auf der Insel, verglichen mit anderen Regionen derselben Breitengrade, wesentlich wärmer ist. Für die Reiseplanungen nicht ganz unwichtig: Aufgrund des vornehmlich aus südwestlicher Richtung kommenden Windes ist die Westküste mit bis zu 1.400 Millimetern Niederschlag deutlich regenreicher als die Region um Dublin, wo nur etwa halb so viel Regen niedergeht. Rund 60 Prozent der Niederschläge fallen zwischen August und Januar. Mai und Juni sind mit fünf bis sieben Sonnenstunden pro Tag die sonnenreichsten Monate des Jahres.
Traumland
Tief ins Land reichende Buchten, kleine vorgelagerte Inseln, felsige Landzungen, bunte Dörfer und kleiner Fischerhäfen – im Südwesten der Insel entdecken wir das Irland, von dem wir schon lange vor der Reise immer träumten. Viel Zeit verbringen wir an der atemberaubenden Küste, unternehmen aber auch immer wieder Abstecher ins Landesinnere.
Nur rund 12 Kilometer vor der Küste der Grafschaft Kerry befinden sich zwei markante Felsinseln. Little Skellig ist ein steil aus dem Meer aufragender, spitz zulaufender Fels. Dicht daneben befindet sich das deutlich größere Skellig Michael. Auch diese Felsinsel fällt an allen Seiten steil ins Meer ab. Dennoch siedelten sich hier bereits im 6. Jahrhundert Mönche an und seit einigen Jahren zählt Skellig Michael zum UNESCO-Weltkulturerbe. Auch Hollywood wurde auf den Fels vor Irlands Küste aufmerksam. Im jüngsten Star Wars-Epos sucht Luke Skywalker auf Skellig Michael Zuflucht und hier errichteten laut Film-Story die Jedi-Ritter einen ihrer ersten Tempel. Mit ihrer dunklen Farbe heben sich die Felsinseln deutlich vom Meer ab und sind besonders bei tief stehender Sonne sehr fotogen.
Bootstouren zu den Skelligs werden in verschiedenen Orten an der Küste angeboten (z.B. ab Killarney oder Ballinskelligs für rund 50 €). In den Felswänden brüten während der Sommermonate zahlreiche Seevögel wie Trottellummen, Basstölpel und Papageitaucher. Auf den Klippen und im Meer um die Inseln kann man zudem Kegelrobben beobachten.
Der Killarney-Nationalpark und seine Umgebung
Unser nächstes Ziel ist der Killarney-Nationalpark. Auf dem Weg dorthin verbringen wir einige Zeit im Gap of Dunloe, einem schmalen Pass, der sich über elf Kilometer zwischen den Macgillicuddy’s Reeks und dem Purple Mountain westlich des Nationalparks hinzieht und sicher zu den schönsten Tälern Irlands zählt. Im engen Tal selbst finden sich malerische Seen am Fuß von Bergen und eine weite Weidelandschaft, durch die Schafherden und Pferde ziehen. Man hat von hier aus einen atemberaubenden Blick über das Black Valley und den für seine wilde Schönheit bekannten Upper Lake. Die idyllische und vielgestaltige Landschaft bietet ein immenses Spektrum von Motiven.
Im rund 100 Quadratkilometer großen Killarney-Nationalpark erkunden wir einen der ursprünglichen Wälder und besuchen den spektakulären Torc-Wasserfall. Der befindet sich am Fuß des Torc Mountain, einem der höchsten Berge im Park, knapp acht Kilometer vom Ort Killarney entfernt. Rund 18 Meter stürzt das Wasser hier in einer eindrucksvollen Kaskade in die Tiefe. Gewaltige Felsblöcke sorgen zusammen mit den dröhnenden Wassermassen für ein atemberaubendes Naturerlebnis. Zum Wasserfall kann man wandern. Er ist aber auch mit dem Auto erreichbar. Lohnend ist zudem ein steiler Pfad, der zu einem Punkt oberhalb des Wasserfalls führt. Von dort ergibt sich ein grandioser Ausblick über die umgebende Landschaft.
Cliffs of Moher
Vom Killarney Nationalpark fahren wir weiter in Richtung Norden. Ein geradezu unvermeidlicher Haltepunkt auf unserem Weg sind die Cliffs of Moher, südwestlich von Burren, an der zerklüfteten Westküste gelegen. Sie zählen fraglos zu den schönsten Klippen Irlands. Über rund acht Kilometer erstrecken sie sich entlang der Küste, sind bis zu 215 Meter hoch und sicher eine der größten landschaftlichen Attraktionen des Landes. Der Ausblick über die schroffen Felsen auf das Meer ist überwältigend.
Wasserfall von Glencar
Unser nächstes Ziel ist der Wasserfall von Glencar im Norden Irlands. Dieser ist einer der eindrucksvollsten Wasserfälle im County Leitrim. Schon der Weg dorthin ist ein Erlebnis. Am Ziel erwartet einen ein grünes Paradies inmitten einer wilden Waldlandschaft. Besonders nach Regenfällen entfaltet dieses landschaftliche Kleinod einen ganz besonderen Reiz. Das Grün wird dann leuchtender und natürlich lässt der Regen auch den Wasserfall anschwellen.
Tory Island
Vor der irischen Nordküste liegt die kleine Insel Tory Island. Rund vier Kilometer lang und zwei Kilometer breit ist das kleine Eiland, auf dem gerade einmal 200 Menschen wohnen, die im Wesentlichen vom Tourismus und der Fischerei leben. Mit der Fähre ist man vom Hafen Machaire Rabhartaigh etwa 40 Minuten unterwegs – vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Die steilabfallenden Klippen machen den Besuch der kleinen Insel lohnenswert.
Straße der Riesen
Zum Abschluss unserer Reise besuchen wir Nordirland. Eine der spektakulärsten Landschaften in diesem Teil der irischen Insel ist der Giant’s Causeway, die „Straße der Riesen“ in der Grafschaft Antrim. Die gewaltige geologische Formation besteht aus über 40.000 sechseckigen, teils bis zu 12 Meter hohen Basaltsäulen. Millionen von Touristen besuchen diesen Ort alljährlich. Man kann sich kaum sattsehen an diesem atemberaubenden Naturwunder und sollte sich Zeit nehmen, um dieser unwirklich anmutenden Landschaft fotografisch einigermaßen gerecht zu werden.
Im stillen Tal
Wie kann man eine an Höhepunkten so reiche Fotoreise angemessen abschließen? Wir entscheiden uns für das Silent Valley in der Grafschaft Down an der nordirischen Ostküste gelegen. Das ist bekannt für seine außergewöhnlich schöne und weitgehend unberührte Landschaft. Umgeben von malerischen Bergen ist das „Stille Tal“ Heimat einer besonders artenreichen Fauna und Flora. Die wenigen Häuser am Rande der Wälder und Seen befinden sich in einer Oase der Ruhe und Beschaulichkeit. Die intakte Natur zieht sowohl Einheimische als auch Touristen an. Rund 50.000 Besucher zählt man hier pro Jahr. Ein zwischen 1923 und 1933 angelegter Stausee versorgt das knapp 50 Kilometer entfernte Belfast mit Wasser. Von dessen Damm hat man einen weiten Blick über das Tal. Entlang der kurvenreiche Straße, die den Stausee begleitet, bieten sich viele attraktive Ausblicke, welche sowohl das Auge erfreuen, als auch lohnende Fotomotive liefern.
Irland mit seinen zahllosen Grüntönen, den spektakulären Küstenlandschaften, den stillen Tälern und Seen im Innern der Insel ist unglaublich schön, ein raues Juwel, dem man mit nur einer Reise sicher nicht gerecht werden kann.