Ein besonderes Jahr für den Glanzlichter-Wettbewerb. Zum bereits 25. Mal wurde der international ausgetragene Preis für Naturfotografie vergeben. 25 Jahre, in denen sich sowohl technisch als auch künstlerisch viel verändert hat im Genre der Naturfotografie. Über 340.000 Bilder wurden in all den Jahren der Jury vorgelegt, die Gewinnerbilder wurden rund 400 Mal in Ausstellungen gezeigt. Die diesjährige Jubiläumsausgabe war in vielerlei Hinsicht ein Befreiungsschlag. Spürbar war die nach der Corona-Pandemie wiederentdeckte Reiselust vieler Fotografinnen und Fotografen und auch der verstärkte Wille vieler Teilnehmer, über das einfache Abbild eines Motivs hinauszugehen und über den Tellerrand des Genres zu blicken. Das spiegelt sich auch in dem diesjährigen Gesamtsiegerbild des US-Amerikaners Mark Chen. Zu sehen ist ein abgestorbener Baum inmitten einer Meerlandschaft, fotografiert als Langzeitbelichtung und als Schwarzweißbild umgesetzt. »Uns ist bewusst, dass wir mit dem diesjährigen Gewinnerbild ein Wagnis eingehen«, heißt es im Kommentar der Jury, die sich aus Willi Rolfes, Uwe Wuller, Mara Fuhrmann und Gisela Pölking (für den Fritz Pölking Preis) zusammensetzte. Die Jury lobt das Vermögen dieses Bildes, »über die Gegenständlichkeit hinaus zu verweisen und mithilfe der Sinnbildlichkeit nach der Botschaft zu fragen«. Weiter heißt es: »Diese Arbeit forscht nach dem Wesentlichen und Elementaren. Eine sterbende Gestalt verliert sich in der Unendlichkeit. Großartig!« Natürlich gibt es unter den prämierten Bildern auch viele eher klassische Motive, außergewöhnliche Lichtstimmungen, spektakuläre Tierszenen, spannende Einblicke, nachdenkliche Situationen. Rund 20.000 Bilder waren eingereicht worden.
Über das Siegerbild:
Florida ist im Winter ein beliebtes Reiseziel, da der so passend benannte »Sunshine State« in der kältesten Jahreszeit im Gegensatz zu den meisten anderen Staaten ein angenehm gemäßigtes Klima hat. Um das schöne Wetter auszunutzen, und in der Hoffnung, ein paar schöne Fotos von der Küste machen zu können, reiste Mark im vergangenen Dezember nach Florida. Er hatte dort viel Sonnenschein erwartet, fand jedoch trübes, nebliges Wetter vor. Und das wirkte sich auf diesem Foto zu seinen Gunsten aus. Mark war am frühen Morgen zu einem Küstenstrand bei Jacksonville aufgebrochen, um einen schönen Sonnenaufgang zu komponieren. Aber der Himmel war komplett bewölkt. So lief er die Küste entlang und stieß auf einen Strandabschnitt mit großen Treibholzstücken und toten Bäumen. Nur dieser eine Baum war noch fest im Strandsand verwurzelt, wobei ein Großteil seines Wurzelsystems freigelegt war. An diesem Morgen gab es Hochwasser, sodass die Wellen den Baum und seine Wurzeln permanent umspülten. Mark entschied sich für eine Langzeitbelichtung, um die eher düstere Stimmung dieses Morgens einzufangen. Durch die Umwandlung in ein Schwarzweiß-Bild wollte Mark eine gewisse Mehrdeutigkeit schaffen und dem Betrachter eine offene Interpretation überlassen.