Bildbearbeitung erledigen die meisten Fotografen immer noch mit Maus und Tastatur. Programme wie Lightroom oder Photoshop bieten dabei die Möglichkeit, über Tastatur-Shortcuts viele Arbeitsschritte zu beschleunigen. Das Loupedeck+ erlaubt eine in vieler Hinsicht grundsätzlich andere Möglichkeit der Bearbeitung. Viele Funktionen lassen sich direkt über Tasten, Knöpfe oder Drehregler ansteuern, was von manchen als intuitiver empfunden wird und teilweise auch schneller von der Hand geht. Auch ergonomisch ist die Arbeit mit den unterschiedlichen Bedienelementen günstiger als die immer wieder gleichen Mausbewegungen, die nur eine Hand fordern. Ich war also sehr gespannt, wie sich mit dem Loupedeck+ arbeiten lässt.
Leichter Einstieg
Die mattschwarze Konsole sieht edel aus und ist ordentlich verarbeitet. Den ersten guten Eindruck trübte allein die etwas billig anmutende Haptik der Tasten. Die Drehknöpfe hingegen laufen spielfrei und mit angenehmem Widerstand. Software liegt dem Loupedeck+ nicht bei. Die muss man sich von der Loupedeck-Homepage herunterladen, was den Vorteil bietet, dass man immer die aktuellste Version erhält. Das gilt auch für das ausführliche und hilfreiche – leider nur in English verfügbare – PDF-Handbuch. Nach der Installation konnte ich sofort mit der Arbeit in Lightroom loslegen. Den wichtigsten Funktionen sind in der Standard-Einstellung jeweils klar beschriftete Bedienelemente zugeordnet und so kann das Sichten, Aussortieren, Markieren und Bewerten im Bibliotheks-Modul flott und tatsächlich ohne Einsatz von Computertastatur und Maus erfolgen. Auch die Grundfunktionen in der Entwicklung (Kontrast, Tonwerte etc.) lassen sich einfach erledigen und gegenüber der Arbeit mit der Maus macht diese fast schon »handwerklich« anmutende Art der Bildbearbeitung durchaus Spaß. Praktisch ist unter anderem, dass ein Druck auf die Drehregler sofort wieder den Null-Wert herstellt und auch die Möglichkeit, dem Bild mit den Knöpfen P1 bis P8 in Verbindung mit der fn-Taste sehr schnell eines von 16 unterschiedlichen Entwicklungs-Presets zuzuweisen. Auch das Kopieren und Einfügen von Einstellungen von einem Bild in ein anders geht mit den Copy/Paste-Tasten flott. Möchte man jedoch mehrere Bilder mit Einstellungen synchronisieren, kommt die Maus wieder ins Spiel. Die wird natürlich auch für Retuschen und lokale Korrekturen mittels Pinsel benötigt. Beschneiden und drehen geht zwar mittels Kontrollrad und D1-Regler. Aber auch hier ist, zumal wenn das Bild frei beschnitten werden soll, die Maus das Werkzeug der Wahl.
Gehirn-Jogging
Loupedeck+ kann viel. Die meisten Tasten und Knöpfe lassen sich mittels Custom Mode und dann zusätzlich noch über den Einsatz der fn-Taste mit mehreren Funktionen belegen. Das Problem: Man muss sich merken, auf welcher Taste in welchem Modus welche Funktion liegt. Wer nur alle paar Tage einige Bilder bearbeitet, wird mit dem Loupedeck+ daher höchstwahrscheinlich mehr Frust als Spaß haben und das Potenzial dieses Werkzeugs nicht ausschöpfen. Für Fotografen, die Lightroom intensiv nutzen, kann die Konsole hingegen durchaus interessant sein. Eine intensive Einarbeitung ist allerdings unerlässlich. Inwieweit die Arbeit damit dann beschleunigt wird, ist nicht objektiv messbar, denn jeder hat seine eigene Herangehensweise an das Thema Bildbearbeitung.
Hans-Peter Schaub
www.hanspeterschaub.de