Mal eben tarnen


Das Tarnzelt Buteo Mark II + Snoot/Lens Cover in der Praxis

Um Wildtiere aus kurzer Distanz zu fotografieren, bedarf es – sieht man von glücklichen Zufallsbegenungen ab – zumeist irgendeiner Form von Tarnung. Horst Jegen hat in der letzten Ausgabe einige Tarnanzüge vorgestellt, mit denen man sich unbemerkt an scheue Tiere heranpirschen kann. Eine zwar weniger mobile, dennoch aber effektive und einfach einsetzbare Möglichkeit bieten leichte, faltbare Tarnzelte. Hans-Peter Schaub hat das Buteo Mark II ausprobiert – ein leichtes Einmann-Tarnzelt, das sich blitzschnell aufbauen lässt.  

Anzug oder Zelt

Wer Wildtiere außerhalb von Zoos fotografieren möchte und sich nicht allein mit Enten auf Parkteichen zufrieden geben möchte, wird sich über kurz oder lang Gedanken machen, wie man den Motiven nahe kommen kann und sie sich gleichzeitig möglichst entspannt und natürlich verhalten. Eine Option sind Tarnanzüge, wie sie Horst Jegen im letzten Heft vorgestellt hat (NaturFoto 12-2017, ab Seite 78). Die kombinieren gute Tarnung mit Mobilität. Im stadtnahen Umfeld besteht allerdings auch die Gefahr, dass man bei ahnungslosen Passanten Herzinfarkte provoziert, wenn man im zotteligen Yeti-Look unvermittelt aus dem Gebüsch ins Freie tritt. Insbesondere bei eher stationären Motiven – etwa an Bauen und Nestern oder an Futterplätzen – sind Anzüge auch deshalb optimal, weil man nur schwer stundenlang bewegungslos verharren kann, durch Bewegung aber Gefahr läuft, trotz eigentlich guter Tarnung die Motive in die Flucht zu jagen. 
Ein Tarnzelt ist in solchen Fällen die bessere Option. Man kann sich bei längeren Ansitzen im Zeltinnern bewegen, kann essen und trinken und ist zudem gegen Wind und Regen geschützt. 
Ein Tarnzelt aber muss natürlich transportiert und dann vor Ort auch aufgebaut werden. Das waren bis vor einigen Jahren noch zwei ernsthafte Gegenargumente. Die Zelte waren relativ schwer, umständlich aufzubauen und zudem oft vor allem nach den Bedürfnissen von Jägern konstruiert. Seit einiger Zeit aber sind Tarnzelte verfügbar, die zum einen – dank geringem Gewicht – gut zu transportieren sind und die sich dank ausgeklügeltem Faltmechanismus blitzschnell aufbauen lassen. 

Buteo Mark II

Ein solches Zelt, bei dessen Konstruktion den speziellen Ansprüchen von Tierfotografen Rechnung getragen wurde, ist das Buteo Mark II, ein kompaktes Einmannzelt. Es ist in zwei Ausstattungsvarianten erhältlich. Für rund 130 € erhält man das Zelt in einer Transporttasche zusammen mit acht Heringen und vier Abspannseilen. In der Variante Buteo Mark II + Snoot/Lenscover (ca. 155 €) ist ein im gleichen Material und Design wie das Zelt ausgeführter Objektivschlauch enthalten, der mittels Klettverschlüssen in die Objektivfenster des Zeltes eingesetzt werden kann. So ist auch das nach draußen ragende Teleobjektiv bestens getarnt. Insbesondere bei den weißen Teleobjektiven einiger Hersteller ist das ein im Grunde unverzichtbares Zubehör. Das Lenscover kann zudem durchaus auch ohne Zelt als Tarnüberzug und Regenschutz für ein großes Teleobjektiv genutzt werden.

Ausstattung

Das Buteo ist ordentlich und mit viel Sinn für nützliche Details verarbeitet. Der große Einstieg lässt sich bei Bedarf durch ein in Camouflage-Muster gefärbtes Moskitonetz verschließen. Bei hohen Außentemperaturen ist das – zumal in mückenreichen Gebieten – sehr praktisch, sorgt es doch, trotz Aufrechterhaltung des Tarneffekts, für viel frische, mückenfreie Luft im Zelt. Die »Tür« ist seitlich angebracht, wodurch die entsprechende Öffnung auch tatsächlich offen bleibt und nicht vom herunterhängenden Zeltstoff verdeckt wird. 
Insgesamt sieben kleine Fenster erlauben einen Rundumblick. Über den Objektivfenstern befindet sich jeweils ein Fenster, das eine gute Sicht auf das Geschehen vor dem Zelt ermöglicht. Alle Fenster sind  mit Moskitonetzen gegen eindringende Plagegeister gesichert. Links und rechts unten befinden sich Öffnungen, durch die man gegebenenfalls die Stativbeine nach außen führen kann (was allerdings Mücken den Zugang erleichtern könnte). Das Innere des Zeltes ist komplett schwarz, was es praktisch unmöglich macht, bei geöffneten Fenstern von außen zu erkennen, was sich im Zelt abspielt.

Handhabung

Der Aufbau ist tatsächlich in Sekunden erledigt. Hat man das Zelt aus der Tasche genommen, entfaltet es sich dank Federmechanismus praktisch von allein. Man zieht dann nur die Seiten auseinander, stellt es auf, steckt die Heringe in den Boden – fertig. An windigen Tagen empfiehlt sich natürlich noch die Anbringung der Abspannseile. Das Abbauen geht im Grunde fast genauso schnell, wobei ich nicht verhehlen möchte, dass ich einige Male üben musste, bis es mir gelang, das Teil in etwa ebenso elegant zusammenzufalten, wie der Herr im Video auf der Webseite des Herstellers das präsentiert.

Fazit

Mit dem relativ leichten und handlichen Buteo sinkt die Hemmschwelle, ein Tarnzelt mitzunehmen und auch mal spontan einzusetzen, beträchtlich. Tierfotografen erweitern damit ihre Möglichkeiten für spannende Bilder enorm.
Hans-Peter Schaub
www.hanspeterschaub.de


Mit knapp drei Kilogramm Gewicht ist das Buteo-Tarnzelt noch gut zu transportieren. Ich befestige es mithilfe von zwei Spann­riemen am Fotorucksack. 

Auf der Vorderseite befinden sich zwei Objektivfenster – eines auf 75 cm, eines auf 25 cm Höhe. So kann man die Aufnahmeposition ganz gut den Erfordernissen anpassen. Die seitlichen Fenster links und rechts sind in einer Höhe von 75 cm angebracht. 

Über dem Objektivfenster liegt ein recht breites, durch ein Moskitonetz geschütztes Guckloch, durch das man die Situa­tion vor dem Zelt erkunden kann. Alternativ kann man durch die beiden kleinen Fensterchen auf den Seiten des Objektivfensters nach draußen schauen. 

Das Zelt ist innen schwarz ausgekleidet. So ist auch bei geöffneten Fenstern von außen kaum erkennbar, was im Zeltinnern geschieht. Auf der Grundfläche von 115 x 115 cm finden neben dem Fotografen, dem Stativ und dem Fotorucksack bei Bedarf auch noch ein kleiner Hocker, z.B. ein Walkstool, Platz. 

Möchte man das untere, 25 cm hoch liegende Objektivfenster nutzen, ist ein Stativ ohne Mittelsäule hilfreich. Die Beine ragen dann unter dem Zelt nach außen. 

Bei Nutzung des unteren Objektivfensters wird es im Zelt ein wenig eng. Hocker und Fotorucksack müssen dann weichen, möchte man sich ein wenig Bewegungsfreiheit erhalten. Bei feuchtem Untergrund oder Regenwetter empfiehlt es sich, eine stabile Plastikfolie oder – besser, da mit geringerer Geräuschentwicklung verbunden – ein größeres Stück Isomatte als Boden mitzunehmen.

Buteo Mark II + Snoot/Lens Cover
Gewicht: ca. 2,8 kg 
Maße: 115 x 115 x 147 cm  
Material: Polyester
Sonstiges: Sieben Gucklöcher ermög­lichen Rundumblick, 4 Objektiv-Fenster (2 x Vorderseite, je 1 x links und rechts), Innenseite schwarz, Tarnaufdruck 
mit Waldmuster, regendicht, in rund 10 Sekunden aufzubauen
Lieferumfang: Zelt, Transporttasche, 
8 Heringe (in Tasche), 4 Abspannseile, Lens Cover
Straßenpreis: ca. 155 € (ohne Lens Cover ca. 130 €)
Info: www.buteophotogear.com