Die ein wenig gedrungen anmutende Pentax K-1 wirkt schon beim ersten Anfassen grundsolide. Dank den deutlich ausgeformten Griffwulsten auf der Vorder- und Rückseite liegt sie perfekt in der Hand. Bezüglich des Designs nimmt die K-1 Anleihen bei der legendären Pentax 67. Der markante, spitz zulaufende Prismenhöcker mit dem etwas hervorgehobenen Pentax-Schriftzug erinnert stark an die einst beliebte Mittelformatkamera. Das Layout der Bedienelemente orientiert sich weitgehend an dem der aktuellen APS-C-Modelle, wie etwa der K-3 II. Wer also mit einer Pentax-DSLR fotografiert, findet sich auch mit der K-1 schnell zurecht. Zwei Funktionstasten (Fx1/Fx2) sowie das hintere und vordere Einstellrad lassen sich in ihrer Funktionalität individuell anpassen. Anders als die bisherigen Modelle verfügt die K-1 über gleich zwei weitere Einstellräder auf der Kameraoberseite. Das sogenannte Funktionsrad erlaubt es zusammen mit dem rechts neben dem Topdisplay platzierten Einstellrad eine Reihe von Funktionen direkt einzustel-len, darunter die Bildfeldoption (Vollformat, APS-C oder automatische Erkennung), WLAN oder HDR, die sich bei anderen Kameras oft nur mehr oder weniger umständlich über das Menü einstellen lassen.
Sucher und Formate
Der Sucher zeigt bei 0,7facher Vergrößerung 100 Prozent des Bildfeldes. Auch mit Brille lässt sich das Sucherbild gut überblicken. Bei Bedarf lässt sich sowohl ein Gitterraster als auch die elektronische Wasserwaage einblenden. Die ist dezent, dennoch aber gut zu erkennen und ich persönlich habe sie permanent eingeblendet, denn nicht nur in der Landschaftsfotografie ist es hilfreich, die Kamera möglichst genau auszurichten, und dabei hilft diese Anzeige schon sehr. Hat man die APS-C-Bildfeldoption angewählt, wird ein markanter Rahmen eingeblendet, der den entsprechenden Ausschnitt zeigt. Diese Formatumschaltung kann man automatisch erfolgen lassen oder gezielt selbst vornehmen, was sehr hilfreich ist. So kann man beispielsweise auch bei eigentlich für den APS-C-Sensor gerechneten Objektiven in Vollformateinstellung oft noch einiges mehr an Bildausschnitt nutzen. Insbesondere eine Reihe der mit DA gekennzeichneten festbrennweitigen Objektive zwischen 35 und 50 mm, die eigentlich für das APS-C-Format gerechnet sind, zeichnen abgeblendet das volle Kleinbildformat aus. Andere wie das DA 2,8/200 mm, das DA 4/300 mm sowie das DA 5,6/560 mm lassen sich ohne Einschränkung an der K-1 im Kleinbildformat nutzen.
Display
Professionelle Kameras und bewegliche Displays passen nicht zusammen – wollen uns einige Hersteller seit längerem weismachen. Die sollten sich mal das Display der K-1 genauer anschauen. Das lässt sich nicht nur nach oben und unten klappen, sondern auch in beträchtlichem Maße kippen, so dass man es selbst im Hochformat, beispielsweise bei bodennahen Makroaufnahmen, sehr gut ablesen kann. Die Konstruktion basiert auf vier metallenen Teleskopstäben, ist äußerst robust und lässt sich sehr gut handhaben. Zwei kleine Nachteile bringt sie mit sich: Zum einen sorgt sie dafür, dass das Gehäuse mit 85 mm relativ dick wird, zum anderen kann man das Display nicht, wie bei „richtigen“ Klapp-Schwenk-Konstruktionen, umdrehen, um es so in kritischen Situationen zu schützen. Dafür ist es aber mit einem kratzresistenten Glas ausgestattet und bei Kameras mit starren Displays stellt sich die Frage natürlich auch nicht. Mit einer Auflösung von gut 1 Mio. Bildpunkten setzt das 3-Zoll-Display keine Maßstäbe, liefert aber ein ordentlich scharfes und brillantes Bild. Entgegen dem allgemeinen Trend verfügt es auch nicht über Touch-Funktionen, was ich dank der günstig am Gehäuse platzierten Funktionstasten auch nicht vermisst habe. Bei Bedarf kann man natürlich – dank der WLAN-Funktion sowie der Image Sync-App – jederzeit sein Smartphone als Touch-Display nutzen und so die Kamera komfortabel fernsteuern, einschließlich der Fokussierung auf die Stellen, die man auf dem Display berührt.
AF und Serienbilder
Der auf 33 Messpunkten (25 Kreuzsensoren) basierende AF reagiert schnell und präzise. Man kann einen einzelnen Messpunkt oder unterschiedlich große Gruppen von Messpunkten anwählen und diese dann mit der Vierwegetaste im Bildfeld bewegen. Leider verfügt die Kamera nicht über einen eigenen AF-Feldwähler wie er etwa bei den professionellen Canon EOS- und Nikon-Modellen zu finden ist. Mit etwas Übung geht’s aber auch mit der Vierwegetaste recht flott von der Hand. Die Bildfeldabdeckung der AF-Messpunkte ist im Vollformat vergleichsweise gering. Vor allem im oberen und unteren Bildbereich würde ich mir noch Messpunkte wünschen. Im APS-Modus sieht das naturgemäß deutlich besser aus. Insgesamt kommt der AF auch mit sich schnell bewegenden Motiven gut zurecht und selbst bei sehr wenig Licht und schwachem Kontrast gibt er sich keine Blöße. Erfreulich ist, dass der AF auch bei f/8 noch funktioniert. So lässt sich beispielsweise das 4,5-5,6/150-450 mm problemlos mit dem 1,4fach-Konverter im AF-Betrieb nutzen – ohne signifikante Geschwindigkeitseinbußen.
Mit 4,4 Bildern pro Sekunde im Kleinbild-Modus ist die Kamera angesichts der hohen Auflösung des Sensors recht flott. Bis zu 18 Raws lassen sich dabei in Folge schießen, was in den allermeisten Situationen ausreichen dürfte. Wer höhere Geschwindigkeit und längere Bildfolgen benötigt, wählt den APS-C-Modus. Dann reduziert sich mit dem Bildfeld auch die Pixelzahl. Rund 15 MP bleiben übrig – für die meisten Zwecke sicher ausreichend. Dafür schießt die Kamera dann aber auch 6,5 Bilder/sec und das bei bis zu 50 Raws in Folge.
Bildqualität
Die ist richtig gut! Mit den für den Test verfügbaren Objektiven, dem 4,5-5,6/150-450 mm, dem 2,8/15-30 mm, 3,5-5,6/28-105 mm und dem 2,8/100 mm Makro ließen sich problemlos scharfe und detailreiche Bilder machen. Das kompakte und wetterfeste 28-105 mm Standardzoom hat mich dabei durchaus positiv überrascht. Weniger überraschend war die hervorragende Abbildungsleistung sowohl des 15-30 mm Weitwinkel- als auch des neuen 150-450 mm-Supertelezooms.
Bildrauschen bleibt bei der K-1 bis in hohe ISO-Bereiche sehr gering und so kann man selbst bei ISO 6.400 noch eine Bildqualität erzielen, die problemlos großformatige Ausdrucke erlaubt. Bei extrem wenig Licht kann man zudem auch die maximale Empfindlichkeit von ISO 204.800 nutzen. Nimmt man das Entrauschen selbst in die Hand, sind dann zwar etwas körnige, aber durchaus noch erstaunlich detailreiche Bilder möglich.
Wer die Detailauflösung noch verbessern möchte, kann die bereits in der K-3 verfügbare Pixel Shift Resolution nutzen. Die Kamera erstellt dazu pro Bild vier Aufnahmen und verschiebt dabei den Sensor jeweils minimal. So wird zum einen die Farbinterpolation überflüssig, weil an jedem Bildpunkt die richtige Farbe erfasst wird, zum anderen lässt sich die Detailauflösung verbessern und, da vier Einzelbilder verrechnet werden, wird so auch das Rauschen reduziert und der ohnehin beträchtliche Dynamikumfang des Sensors erweitert. Zwei Modi stehen zur Verfügung. Einer davon kann Motivbewegungen kompensieren. Ich habe die entsprechenden Raw-Bilder ausschließlich in Lightroom bearbeitet und entdeckte selbst im Bewegungskorrektur-Modus bei fließendem Wasser zumindest leichte Artefakte in Form von Farbschlieren. Andere Fotografen berichten allerdings, dass diese wenn man die Bilder im mit der Kamera ausgelieferten Raw-Entwickler Silky Pix bearbeitet, nicht auftreten. Bei absolut statischen Motiven lässt sich aber in der Tat eine Verbesserung der Qualität beobachten, die allerdings, wenn man korrekt belichtet und mit niedrigen ISO-Einstellungen arbeitet , recht moderat ausfällt. Für Studioaufnahmen mag das relevanter sein. Man erkauft sich den Qualitätsgewinn allerdings mit einer um bis zu fünfmal größeren Raw-Datei. Einige der so aufgenommenen Bilder waren bei mir satte 240 MB groß (konventionelle Raws der K-1 sind rund 45 MB groß).
Sonst noch
Die Kamera hat neben den erwähnten noch eine Fülle weiterer Ausstattungsmerkmale, die ich im Testzeitraum gar nicht alle ausprobieren konnte. So verfügt sie über ein integriertes GPS-Modul, mit dem sich auch Strecken aufzeichnen lassen. Der schon in anderen Pentax-DSLRs verfügbare Astrotracer erlaubt, zusammen mit der integrierten GPS-Einheit, Sternaufnahmen mit langen Belichtungszeiten, ohne dass die Sterne dabei zu Streifen mutieren. Zudem lässt sich der bewegliche Sensor nutzen, um bei Aufnahmen vom Stativ den Ausschnitt bei fixierter Kamera anzupassen und so steht sogar eine, wenn auch kleine, Shift-Option zur Verfügung. Natürlich lassen sich die ganzen alten manuellen Objektiv-Schätzchen mit K-Bajonett an der K-1 nutzen, bei Bedarf mit einer für Tierfotografen interessanten Option. Die heißt Catch-Fokus. Man fokussiert dazu auf einen bestimmten Punkt und sobald ein Motiv, sprich Tier, in die Schärfe läuft, löst die Kamera aus.
Fazit
Das Warten hat sich gelohnt. Die K-1 ist eine rundum gelungene Kamera zu einem mit rund 2.000 € sehr moderaten Preis. Sie lässt sich sehr gut bedienen, ist äußerst robust gebaut und bietet eine praxisorientierte Ausstattung, teilweise mit Funktionen, wie etwa dem Astrotracer, die keine andere Kamera zu bieten hat. Die Bildqualität, die der 36,4 MP-Sensor liefert ist exzellent und der Dynamikumfang beachtlich. Wie schon bei den APS-C-DSLRs, so weckt auch die Kleinbild-Pentax den Eindruck, dass die Entwickler den Fotografen intensiv über die Schulter geschaut und so ein sehr praxistaugliches Werkzeug zustande gebracht haben. Mittlerweile ist auch die Palette moderner Objektive recht umfassend. Es fehlen noch ein paar lichtstarke Festbrennweiten und ich würde mir wünschen, dass auch Tamron und Sigma bald wieder Objektive mit Pentax-Bajonett anböten, um so das Spektrum um spezielle Brennweiten zu erweitern.
Hans-Peter Schaub
www.hanspeterschaub.de
Mehr Einstellräder
Zwei zusätzliche Einstellräder auf der rechten Kameraschulter erleichtern es, viele oft genutzte Einstellungen vorzunehmen. Über das Funktionsrad direkt neben dem Prismenhöcker stellt man die zu ändernde Funktion ein und mit dem Einstellrad (im Bild rechts darüber) wählt man den jeweiligen Parameter wie z.B. die Einstellung des Bildformats, Aktivierung der WiFi-Funktion oder HDR. Eine, wie ich finde, sehr praktische Sache, um die enorme Funktionsvielfalt der Kamera schnell und ohne Umweg übers Menü zugänglich zu machen.
Leuchtende Kamera
Ein ausgeklügeltes, zudem vom Fotografen noch individuell konfigurierbares Beleuchtungskonzept erleichtert die Bedienung der K-1 bei wenig Licht, etwa bei nächtlichen Fototouren. Es lassen sich sowohl die Gehäuserückseite (LEDs im Display) und das Display auf der Gehäuseoberseite beleuchten als auch das Bajonett (Bild) und die Speicherkartenfächer. Extrem hilfreich bei Nachtaufnahmen, wo man so oft auf eine grelle Taschenlampe verzichten kann.
Robustes Klappdisplay
Das Display lässt sich nach oben und unten klappen und dank eines ausgeklügelten Mechanismus mit vier Teleskopstäben auch relativ weit seitlich schwenken. Das ist besonders bei Hochformataufnahmen von Vorteil. Die Display-Befestigung ist überaus stabil und macht deutlich, dass auch bei professionellen Kameras ein bewegliches Display verbaut werden kann ohne Abstriche bei der Robustheit.