Filter sind trotz der weitgehenden Digitalisierung der Fotografie keineswegs überflüssig. In der Nachbearbeitung lassen sich vergleichbare Effekte entweder gar nicht oder oft nur mit Einschränkungen „nachbauen“ und so tut man gut daran, möchte man möglichst „pflegeleichte“ Bilddateien erhalten, sich mit Filtern und deren Wirkung zu befassen.
Pol-, Neutralgrau- und Grauverlaufsfilter sind die in der Landschaftsfotografie am häufigsten verwendeten Filtertypen. Besonders praktisch sind, wenn man mehrere unterschiedliche Filter zudem an Objektiven mit verschiedenen Filtergewinde-Durchmessern verwendet, Filtersysteme, bestehend aus einem Halter, diversen Adapterringen und den benötigten Filtern in Form rechteckiger Scheiben.
Systemvielfalt
Relativ neu in diesem Markt ist die Traditionsmarke Rollei. In Kooperation mit dem Filterhersteller Nisi bietet Rollei ein breites Spektrum von Einschraub- und rechteckigen Systemfiltern aus optischem Glas an. Besonders umfassend ist das Angebot an Filtersystemen. Diese gibt es in Breiten von 70, 100, 150 und 180 mm. Während die beiden letztgenannten Systeme insbesondere für Fotografen relevant sind, die zum Beispiel mit Spezialhalterungen Filter zusammen mit Superweitwinkeloptiken verwenden möchten, sind die 100 mm breiten Filter insgesamt sicher diejenigen, die am häufigsten verwendet werden. In allen Formaten steht eine Auswahl von Neutralgrau- und Verlaufsfiltern in unterschiedlichen Stärken und Ausführungen (Verlaufsfilter mit hartem, weichem und umgekehrtem Verlauf) zur Verfügung. Ein 100 mm-System, bestehend aus dem Halter, einem Pol-, Neutralgrau- und Grauverlaufsfilter stand mir auch zum Test zur Verfügung.
In der Hand
Schon der erste Eindruck ist positiv. Halter, Polfilter und Gewindeadapter bilden das Basis-Set des Systems und werden in einem soliden Kästchen geliefert, das allerdings einigen Platz in der Fototasche
beansprucht. Der aus Aluminium gefertigte Halter selbst ist sehr
gut verarbeitet. Er besteht aus dem eigentlichen Halter, in den die Scheiben eingeschoben werden (bis zu drei Filter können gleichzeitig verwendet werden), und einem Basis-Ring in den sich der Polfilter sowie die gegebenenfalls erforderlichen Gewindeadapter einschrauben lassen. Der Basis-Ring verfügt selbst über ein 82 mm-Gewinde. Adapter von 52 bis 77 mm liegen bei. Wird nur der Polfilter benötigt, kann man diesen ohne den notgedrungen etwas sperrigen Halter verwenden. Benötigt man weniger als drei Einschübe, kann man ein oder zwei mittels Kreuzschlitzschraubenzieher abmontieren.
Die einzelnen Filterscheiben – in meinem Fall der Neutralgraufilter IR ND512 (9 Stops) sowie der Grauverlaufsfilter Soft Nano IR GND8 (0,9) – werden in robusten Kunstledertaschen, jeweils zusammen mit einem kleinen Reinigungstuch, geliefert.
Polfilter
Den dünnen Polfilter in die Fassung des Halters einzuschrauben bedarf etwas Fingerspitzengefühls und lässt sich zum Beispiel mit Handschuhen sicher nicht erledigen. Einmal eingeschraubt aber liefert er überzeugende Resultate. Weitgehend farbneutral mit einer minimalen Tendenz zur warmen Farbwiedergabe macht er sich in erster Linie durch das Minimieren von Reflexen, nicht aber durch unschöne Farbstiche bemerkbar. Durch zwei Rändelräder in der Halterbasis, in die der Filter eingeschraubt wird (86 mm-Gewinde), lässt er sich leicht und bequem drehen. Der Polfilter ist Bestandteil des Halter-Sets, kann aber bei Verlust oder Beschädigung auch einzeln gekauft werden (ca. 50 €).
Neutralgraufilter
Neutralgraufilter ermöglichen die Verlängerung von Belichtungszeiten, um unter anderem Bewegungen deutlicher erkennbar zu machen, in der Landschaftsfotografie zum Beispiel, um Wasser oder Wolken „fließen“ zu lassen. Ich konnte eine recht starke und damit dunkle Variante ausprobieren, die die Belichtungszeit um den Faktor 512 oder 9 Blendenstufen verlängert. Um Streulichteinfall zu verhindern, ist der Filter an einer Seite mit einer Moosgummimaske versehen, die für einen lichtdichten Abschluss zwischen Filter und Halter sorgt. Und das funktioniert auch sehr gut. Üblicherweise sorgen starke Neutralgraufilter für eine warme bis rötliche Farbtendenz. Das ist beim Rollei-Filter nur in äußerst geringem, eigentlich nie störendem Maße der Fall.
Grauverlaufsfilter
Der rechteckige Grauverlaufsfilter ist 150 mm lang und bietet damit genügend Spielraum für die motivgerechte Platzierung des Verlaufs im Bild. Dank beidseitiger schmutz- und fettabweisender Nanobeschichtung lässt er sich besonders leicht reinigen. Mir stand die Ausführung mit weichem Verlauf und einer Dichte von 0,9 ND (3 Blendenstufen) zur Verfügung. Auch bei diesem Filter ist die Farbwiedergabe weitgehend neutral und entspricht dabei in etwa den weit verbreiteten Resin-Filtern von Lee.
Fazit
Das Rollei-Rechteckfiltersystem überzeugt durch solide Verarbeitungsqualität und weitgehende optische und farbliche Neutralität bei einem insgesamt guten Preis-Leistungsverhältnis. Die standardisierten Maße der Filter (hier 100 mm) erlauben es, Filter unterschiedlicher Hersteller zu kombinieren. Der Rollei-Halter bietet auch dafür eine stabile, einfach zu handhabende Basis.
Hans-Peter Schaub
Die Filter sitzen satt in der Halterung. Aufgrund des standardisierten Maßes von 100 mm Breite passen auch Filter anderer Hersteller – etwa von B+W, Cokin, Lee, Hitech, Haida oder Lensighouse. Der hier zusätzlich zum Verlaufsfilter montierte Polfilter lässt sich im Halter problemlos drehen. Bis zu drei Filter kann man in den Halter schieben, bei Bedarf lassen sich aber ein oder zwei Filtereinschübe entfernen. Die 100 mm-Grauverlaufsfilter kosten rund 130 €.
Im Rollei-System findet sich ein breites Angebot an Neutralgraufiltern, die Belichtungsverlängerungen um Faktoren von 4 (2 Blendenstufen / ND 0,6) bis 2.000 (11 Blendenstufen/ND 3,3) ermöglichen. Lieferbar sind die Filter in Breiten von 70, 100, 150 und 180 mm (allerdings nicht alle Filterstärken in allen Breiten). Die bei Neutralgraufiltern wichtige Abdichtung zwischen Filter und Halter erfolgt durch eine aufgeklebte Moosgummidichtung. Man sollte daher beim Einschieben des Filters auf die Orientierung achten, denn sonst läuft man Gefahr, die Dichtung zu beschädigen.
Das Rollei-Filter-Set
Die Rollei-Profi-Rechteckfilterhalterung (ca. 130 €) wird als umfangreiches Set in einem stabilen Kästchen geliefert. Darin finden sich ein gut verarbeiteter, solider Halter, ein Polfilter sowie zahlreiche Adapterringe. So können Objektive mit Filtergewinden von 52 bis 82 mm verwendet werden. Mit zwei Rändelrädchen lässt sich der Polfilter problemlos im Halter drehen. Die einzelnen Filterscheiben werden in robusten Kunstledertaschen geliefert (oben rechts). Die Preise liegen je nach Format und Filtertyp (70, 100, 150 oder 180 mm Breite) zwischen 70 und 200 € pro Filterscheibe.
Sicher verpackt
Die Filter werden in soliden Taschen geliefert. So sind die Glasfilter auch beim Transport im Fotorucksack gut vor Beschädigungen geschützt.