Das 90 mm-Makro ist der Klassiker schlechthin in der Tamron-Objektivpalette. Schon seit über 40 Jahren gibt es ihn und alle paar Jahre erfährt er eine mehr oder weniger umfassende Aktualisierung. Die Änderung des Designs ist die auffälligste Neuerung. Schlichter und eleganter erscheint das neue Objektiv und unterscheidet sich dadurch deutlich vom etwas barock anmutenden Vorgänger. Es passt nun optisch ebenso wie in Bezug auf die Ausstattung zu den bislang drei lichtstarken Festbrennweiten (1,8/35 mm, 1,8/45 mm und 1,8/85 mm), mit denen Tamron besonders anspruchsvolle Fotografen ins Visier nimmt.
In der Hand
Das Objektiv ist exzellent verarbeitet und macht mit seinem Metalltubus und dem griffigen Fokussierring einen soliden Eindruck. Der Verstellweg von Unendlich bis zur Naheinstellgrenze beträgt etwa 150 Grad – ausreichend für präzises manuelles Fokussieren. Die Schalter am Objektiv – Bildstabilisator, AF/MF, Fokus-Limitierung (voller Bereich / 0,3-0,5 m) – klicken vernehmlich in den jeweiligen Positionen und lassen sich auch mit Handschuhen sicher bedienen. Die Abdichtung gegen Nässe und Schmutz beschränkt sich nicht allein auf die Dichtlippe am Bajonett. Alle potenziellen Eintrittsstellen für Wasser oder Staub sind abgedichtet. Wer, wie ich, mit der Kamera gerne durchs taunasse Gras kriecht und auch oft bei Regen fotografiert, kann das mit diesem Objektiv bedenkenlos tun. Wenn mal Schmutz oder Wasser auf die Frontlinse gelangt, ist auch das nicht tragisch. Die neue Fluorine-Beschichtung erleichtert die Reinigung beträchtlich.
Verbesserungen
Neben dem neuen Äußeren hat das Objektiv auch technisch einige Optimierungen erfahren. Der AF wirkt gegenüber der Vorgängerversion schneller und zudem ist er sehr leise. In manchen Fällen kam es bei kontrastarmen Motiven zu einem etwas hektischen Suchen des Schärfepunktes, meist aber wurde das Ziel schnell erfasst. Selbstverständlich lässt sich der AF jederzeit manuell „überstimmen“.
Ebenfalls optimiert wurde der Bildstabilisator. Auch der verrichtet seine Arbeit sehr dezent und leise. Ab und an kommt es direkt nach dem Berühren des Auslösers zu einem leichten „Sprung“ des Sucherbildes, ansonsten aber funktioniert der Stabilisator unauffällig und effektiv. Bei „Nichtmakro-Motiven“ ließ sich in der Praxis ein Gewinn an Verwacklungssicherheit um drei bis vier Zeitstufen erzielen. Im Nahbereich lässt die Wirkung – wie bei anderen Makros mit Stabilisator auch – beträchtlich nach. Etwa eine Zeitstufe konnte ich beim Abbildungsmaßstab 1:1 noch erzielen – deutlich besser als nichts.
Bildqualität
Die mit dem Objektiv erreichbare Bildqualität ist richtig gut. Schon bei offener Blende zeichnet es sehr scharf. Allenfalls in den äußersten Ecken ist ein geringer Abfall erkennbar. Die Verzeichnung ist minimal, die Vignettierung bei offener Blende und hellem Hintergrund sichtbar aber wohl kaum störend. Abblenden auf f/4 bis f/5,6 behebt die Vignettierung und sorgt für durchgängige Schärfe bis in die äußersten Ecken. Das Schärfeoptimum liegt zwischen f/5,6 und f/8. Die kleinste Blende f/32 hingegen liefert sehr weiche Bilder und ist meines Erachtens ebenso unbrauchbar wie überflüssig.
Fazit
Das neue Tamron 90er ist hinsichtlich Abbildungsleistung und Ausstattung zweifellos eines der derzeit besten Makroobjektive. Schneller AF, effektiver Stabilisator und hohe Schärfe bei minimalen Abbildungsfehlern sowie die umfassende Abdichtung lassen keine Wünsche offen.
Hans-Peter Schaub
www.hanspeterschaub.de
Wetterfest abgedichtet
Das neue Tamron-Makroobjektiv ist umfassend gegen Spritzwasser und Staub abgedichtet. An den kritischen Stellen wie im Bereich der Frontlinse, um die Funktionsschalter, am Fokussierring sowie am Bajonett verhindern Gummidichtungen das Eindringen von unerwünschtem Schmutz oder von Feuchtigkeit.