Wer sich intensiv mit der Makrofotografie befasst, wird bei der Verwendung eines herkömmlichen Makroobjektivs vermutlich irgendwann an Grenzen stoßen. Der üblicherweise verfügbare Abbildungsmaßstab von maximal 1:1 reicht zwar ohne Weiteres für Aufnahmen von größeren Insekten oder auch von Blüten, aber beim Blick durch den Sucher entdeckt man eben immer wieder weitere spannende Details oder winzige Tierchen, die selbst bei 1:1 noch viel zu klein im Bild erscheinen. Je größer der Abbildungsmaßstab, umso fremdartiger und ungewöhnlicher werden die Motive.
Wer größere Abbildungsmaßstäbe als 1:1 erzielen möchte, kann auf Hilfsmittel wie etwa Balgengeräte und Umkehrringe zurückgreifen. Einfacher geht das jedoch mit speziellen Lupenobjektiven. Der Markt präsentiert sich diesbezüglich allerdings recht übersichtlich. Neben dem Canon MP-E 65 mm f/2,8 5x gibt es das recht preisgünstige ZY Optics Mitakon 20 mm f/2 4,5 Super Macro (siehe NaturFoto 8/2017) oder eben das Laowa 25 mm 2.8 Ultra Macro 2.5-5x von Venus Optics.
In der Hand
Das Objektiv verfügt über einen sehr robusten Metalltubus und wird rein mechanisch mit der jeweiligen Kamera verbunden. Entsprechend werden auch keine EXIF-Daten übertragen. Es ist mit direkten Anschlüssen für Canon EF, Nikon F, Pentax K und Sony E verfügbar. An alle anderen Systemkamera mit Sensoren zwischen Kleinbild und FourThirds kann man das Ultra Macro mittels Adapter anschließen. Trotz der kurzen Brennweite von 25 mm entspricht der Bildwinkel mit gut 11 Grad in etwa einem 200 mm Kleinbildtele. Über den recht schwergängigen Einstellring wird nicht fokussiert, sondern der Abbildungsmaßstab verstellt. Das Spektrum reicht – wie es die Modellbezeichnung erwarten lässt – von 2,5:1 bis 5:1. Beim Verändern des Abbildungsmaßstabs von 2,5:1 auf die maximale Vergrößerung ändert sich die Länge des Objektivs von 86 auf 140 mm. Unabhängig vom Abbildungsmaßstab beträgt der Abstand zwischen Frontlinse und Objektiv stets gut 4 cm. Das ist vergleichsweise üppig und erleichtert die in vielen Fällen unverzichtbare Ausleuchtung mit Blitzlicht. Der ungefähr auf Höhe der Frontlinse liegende Blendenring eröffnet einen Bereich von f/2,8 bis f/16 und rastet in vollen Blendenstufen ein. Die Verstellwege zwischen den einzelnen Blendenstufen werden mit zunehmender Blendenzahl immer kürzer. Am größten ist der Spielraum zwischen f/2,8 und f/4 sowie f/5,6 und f/8. Hier lassen sich problemlos auch alle Zwischenwerte einstellen. Das ist auch sinnvoll, denn weiter als f/8 sollte man aufgrund der dann zunehmend kritischen Beugungsunschärfe ohnehin nicht abblenden.
Nicht im Lieferumfang enthalten aber unbedingt empfehlenswert ist das als Zubehör erhältliche LED-Ringlicht. Das wird mittels Bajonett an der Vorderseite angebracht und kann mittels USB-Kabel Strom aus einer Powerbank beziehen.
Die Lichtleistung reicht aus, um bei Tageslicht und Blendenwerten zwischen f/2,8 und f/4 mit mittleren ISO-Werten (ISO 400 bis 1.600) Aufnahmen aus der Hand zu machen. Möchte man stärker abblenden und mit möglichst niedrigen ISO-Werten fotografieren, wird man allerdings kaum um den Einsatz eines Blitzgerätes herumkommen. Aber auch dann ist das LED-Licht als Einstelllicht oder zur dezenten Aufhellung sehr nützlich. Zu beachten ist allerdings, dass die kleine Lampe ziemlich warm wird, so dass man sie zwischendurch immer mal wieder abschalten sollte.
Auch eine Stativschelle ist als Zubehör lieferbar, deren Fuß über eine Arca Swiss-kompatible Fräsung verfügt und so ohne weiteres Zubehör in entsprechenden Schnellkupplungen verwendet werden kann. Die erlaubt beispielsweise den recht schnellen Wechsel zwischen Hoch- und Querformat. Ich fand sie allerdings – zumindest für eine schwere Vollformat-DSLR – etwas zu zierlich und würde stattdessen bei der Änderung der Kameraausrichtung eher auf eine solide Winkelschiene setzen.
Aufnahmepraxis
Da man das Objektiv nicht fokussieren kann, muss man bei Freihand-Aufnahmen die Kamera eben mit eigenen Körperbewegungen in Position bringen. Möchte man vom Stativ arbeiten, ist ein fein justierbarer Einstellschlitten eigentlich unverzichtbar. Ein ständiges Verrücken des Stativs um wenige Millimeter ist keine realistische Option.
Abbildungsqualität
Ausprobiert habe ich das Objektiv an den Canon EOS-Modellen 5D Mk III und Mk IV. Das Laowa Ultra Macro liefert schon bei offener Blende eine sehr hohe Schärfe – und zwar in allen Abbildungsmaßstäben. Verzeichnung ist nicht erkennbar. Die Vignettierung ist bei offener Blende sehr gering und spätestens ab f/5,6 nicht mehr sichtbar. Chromatische Aberration konnte ich auch bei Aufnahmen von schwarzweißen Testmustern nicht entdecken. Bei allen Abbildungsmaßstäben zeigte das Objektiv die höchste Schärfe zwischen f/4 und f/5,6. Der Abfall zu f/8 ist allerdings noch sehr gering. Erst ab f/11 wird die Beugungsunschärfe erkennbar. Entsprechende Aufnahmen bleiben aber nach einer etwas stärkeren Nachschärfung noch völlig akzeptabel. Unbrauchbar erschien mir hingegen f/16. Bei Verwendung kleinerer Sensoren (APS-C/DX) dürfte sich das um einen Blendenwert verschieben, so dass man sich hier auf maximal f/8 beschränken sollte.
Fazit
Wer mit vergleichsweise einfacher Technik in den extremen Nahbereich vorstoßen möchte, findet im Laowa Ultra Macro ein empfehlenswertes Werkzeug, das hinsichtlich der Abbildungsleistung auch hohen Ansprüchen gerecht wird. Mit einem Preis von rund 500 € ist es zwar keineswegs billig, aber seinen Preis allemal wert. Solide verarbeitet und dennoch relativ kompakt, lässt es sich insgesamt einfach handhaben – idealerweise allerdings in Verbindung mit einem Einstellschlitten. Praktisch ist dabei der mit gut 4 cm angesichts der großen Abbildungsmaßstäbe recht große Aufnahmeabstand, der den Einsatz von Blitzlicht sehr erleichtert. Gleich mitbestellen sollte man auf jeden Fall das sehr praktische LED-Ringlicht (ca. 50 €).
Hans-Peter Schaub
www.hanspeterschaub.de