Das lichtstarke 14-24 mm-Superweitwinkelzoom für spiegellose Vollformatkameras zählt zu Sigmas anspruchsvoller Art-Serie und entsprechend fühlt es sich auch an: Solide und wertig. Das Zoom war eines der ersten Objektive, die mit dem L-Mount verfügbar waren, dem von Leica entwickelten Anschlussbajonett, das die Basis der L-Mount Alliance bildet, zu der sich Leica, Sigma und Panasonic zusammengeschlossen haben. Im Vergleich zu dem bereits länger erhältlichen 14-24 mm F2,8 DG HSM | Art ist das 14-24 mm F2,8 DG DN speziell für die Verwendung an spiegellosen Vollformatkameras gerechnet und anders als bei der Spiegelreflex-Version ist für den Autofokus nicht ein Ultraschallantrieb sondern ein Schrittmotor zuständig. Auch beim Gewicht macht sich ein deutlicher Unterschied bemerkbar. Bringt die DSLR-Variante stolze 1.150 Gramm auf die Waage, ist das für Spiegellose bestimmte Objektiv mit 795 Gramm immerhin 355 Gramm leichter. Es passt so deutlich besser zu den ja meist etwas zierlicheren spiegellosen Vollformatmodellen. Neben der L-Mount-Version ist das Zoom im Übrigen auch für Sony-E-Mount verfügbar.
In der Hand
Mit seinen knapp 800 Gramm und einer Länge von etwa 13 Zentimetern ist das Sigma-Superweitwinkel sicher nicht zierlich. Ich habe es an der Panasonic S1 R getestet und an dieser, im Vergleich zu anderen Spiegellosen, ziemlich wuchtigen Kamera lag das Objektiv perfekt in der Hand. Zoom und Fokussierring sind griffig. Der über einen Schrittmotor erfolgende AF-Antrieb ist leise, direkt, schnell und präzise. Es ist jederzeit möglich, manuell in die automatische Fokussierung einzugreifen, zudem lässt sich der AF über eine AF-Stopptaste auch schnell fixieren. Der Spielraum für präzises manuelles Fokussieren – bei Weitwinkelobjektiven besonders wichtig – ist in Ordnung. Mit einem Drehwinkel des spielfrei und mit angenehmem Widerstand laufenden Fokussierrings von rund 200 Grad funktioniert das ausreichend präzise. Zoomt man von 14 auf 24 mm, muss der Zoomring nach links gedreht werden.
Das Objektivgehäuse ist umfassend gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet. Zudem sorgt eine wasser- und ölabweisende Beschichtung der Frontlinse dafür, dass sich diese bei Bedarf einfach reinigen lässt. Die Frontlinse ist, wie bei allen Objektiven dieses Brennweitenbereichs, deutlich gewölbt, was die Verwendung von Einschraubfiltern unmöglich macht. Auch Filterscheiben lassen sich nur mit entsprechenden Spezialadaptern nutzen. Eine, wenn auch nicht sehr praktische Option für die Verwendung von Filtern, bietet der Folienfiltereinsatz auf der Objektivrückseite. Eine Schablone ,um sich selbst solche Filter zurechtzuschneiden, liegt bei.
Sigma betont bei diesem lichtstarken Superweitwinkelzoom ausdrücklich dessen besondere Eignung für die Sternfotografie. Neben der hohen Lichtstärke kommt dabei auch der Korrektur der sphärischen Aberration entscheidende Bedeutung zu. Ist diese unzureichend, werden punktförmige Lichtquellen, wie eben die Sterne mit unschönen »Schweifen« abgebildet. Das ist bei diesem Objektiv jedoch nicht der Fall. Sterne bleiben selbst bei offener Blende und sowohl in der Bildmitte als auch an den Rändern tatsächlich Punkte – vorausgesetzt, die Belichtungszeit ist hinreichend kurz, was bei dieser Aufnahme der Fall war. Das kleine Bild zeigt einen auf 200 Prozent vergrößerten Bildausschnitt mit Sternen aus dem mittleren Bildbereich.
Panasonic Lumix S1R | Sigma 2,8/12-24 mm DG DN | Art | 14 mm | 8 sec | f/2,8 | +0,3 LW | ISO 640 | Stativ
Bildqualität
Die Abbildungsleistung ist in allen Brennweitenbereichen tadellos. Zwar zeigt sich – wenig überraschend angesichts der Brennweite – bei f/2,8 eine merkliche Vignettierung. Die lässt aber bereits bei f/4 sprunghaft nach und verschwindet bei f/5,6 weitgehend. Erfreulich gering ist auch die Verzeichnung: etwas deutlicher ausgeprägt kissenförmig bis etwa 18 mm und kaum mehr erkennbar bei 24 mm. Chromatische Aberration spielt keine Rolle. Für die Fotografie von Sternen bedeutsam ist die sehr effektiv korrigierte sphärische Aberration, was bewirkt, dass Sterne tatsächlich als Lichtpunkte und nicht als »verzerrte Ufos« abgebildet werden. Sigma setzt eine spezielle, »Nano Porous Coating« genannte Vergütung der Frontlinse ein, die besonders effektiv Reflexe und Geisterbilder mindern soll. Das ist auch in der Tat der Fall. So ist es selbst bei direktem Gegenlicht kaum möglich, Reflexe zu provozieren. Gut gefallen hat mir auch die Schärfeleistung. Schon bei offener Blende sind die Bilder bis in die Ecken scharf und spätestens bei f/5,6 bringt abblenden keine sichtbare Verbesserung mehr.
Fazit
Das lichtstarke Sigma-Superweitwinkelzoom für spiegellose Systemkameras gibt sich keine Blöße: Solide und gegen Schmutz und Feuchtigkeit abgedichtete Konstruktion, zuverlässiger AF und eine in allen Belangen hervorragende Abbildungsleistung machen das Zoom zum bestens geeigneten Partner leistungsfähiger Vollformatkameras mit hochauflösenden Sensoren.
Hans-Peter Schaub
www.hanspeterschaub.de